Warum nur einzelne Bücher vorstellen, wenn man eine ganze Reihe vorstellen kann?
Die Scheibenwelt ist flach, ruht auf dem Rücken von vier Elefanten, die ihrerseits auf einer gigantischen Schildkröte mit Namen „Groß A’tuin“ stehen, welche durchs All treibt. Das Licht auf der Scheibenwelt bewegt sich sehr langsam, die Bewohner sind Menschen wie du und ich.
Da verwundert es nicht, dass sich auf der Scheibenwelt Kriminalgeschichten, Romanzen und Royale Dramen gleichermaßen abspielen wie auf unserem kugelrunden Gegenpart. Dass es hier hin und wieder auch zu Treffen mit Drachen, Hexen und Zauberern kommt, fällt dabei gar nicht auf.
Sir Terry Pratchett hat bis zu seinem Tod 41 Romane verfasst, die sich grob in sechs bis sieben Kategorien einteilen lassen. So ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Ich persönlich bin ein großer Fan der Wachenromane, mit der Hauptfigur Kommandant Sam Mumm (zu Englisch: Commander Sam Vimes), der nach jedem Mordfall, den die Wache zu klären hat, befördert wird. Seine Frau, Sybil Käsedick, Erbin einer reichen Adelsfamilie, die auch ein Tierheim für Drachen unterhält, steht im stets mit Rat und Tat zur Seite. Die restlichen Mitglieder der Wache sind allesamt liebenswerte Charaktere. Sei es Fred Colon, der seltsamerweise in jedem Buch kurz vor der Pensionierung steht oder Leutnant Karotte, der als Mensch von 1,95 Meter Körpergröße von Zwergen aufgezogen wurde und ein sehr verdächtiges Muttermal in Form einer Krone hat. Die Kriminalfälle sind spannend geschrieben, es werden natürlich viele Klischees bedient, was aber gerade im Stil des Autors noch zusätzliche Lacher hervorruft.
Eine weitere Reihe, die ich liebe, ist die der Hexengeschichten. Hier werden Oper, Theater und Märchen durch den Kakao gezogen, vor allem, weil die Romane immer aus Sicht der drei Hexen erzählt werden. Hier sind es immer die Drei: Die Mutter, Nanny Ogg, die auf eine wilde Jugend zurückblicken kann. Sie hatte auch mehrere Ehemänner, mit manchen war sie sogar verheiratet. Die Jungfrau, die anfangs von Margrat Knoblauch verkörpert wird, einer jungen Hexe, die eine sehr romantisierte Haltung zum Hexendasein hat. Für sie wird der Begriff „Jungfrau“ nach ihrer Hochzeit und Schwangerschaft ziemlich gedehnt. Die dritte im Bund ist Oma Wetterwachs. Eine sehr mächtige Hexe. Stets schlecht gelaunt ist sie die inoffizielle Anführerin aller Hexen. (Obwohl es bei Hexen natürlich keine Hierarchie gibt. Aber gäbe es eine, wäre Oma Wetterwachs die unangefochtene Anführerin.) Meiner Meinung nach gehören alle drei Charaktere zum Urbild der Hexen, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so wirken.
Eigentlich könnte ich mich jetzt noch über die Zaubererromane (nicht so mein Fall), die Tod-Geschichten (ganz großes Kino!) oder die Romane, die einzeln stehen auslassen, aber ich möchte noch eine ganz speziell erwähnen:
Die Tiffany-Weh-Romane. Diese sind als Jugendbücher konzipiert, die Hauptrolle spielt Tiffany, ein junges Mädchen, das im Kreideland lebt. Die Anlehnung an Schottland ist nicht rein zufällig, treiben sich dort ja auch die von Kopf bis Fuß tätowierten „Wir-Sind-die-Größten!“ herumtreiben: Kleine, raufende, saufende, stehlende Männchen, die von einer Kelda angeführt werden. In den Englischen Ausgaben sind sie oft sehr schwer zu verstehen, da sie einen starken Schottischen Akzent sprechen, der in den Deutschen Übersetzungen leider verloren geht. Tiffany verteidigt in den ersten vier Büchern „ihr“ Kreideland gegen die Königin der Feen und den Winter selbst, bevor sie am Ende die ganze Scheibenwelt retten muss. Der letzte Band war für mich ein rührendes Erlebnis. Ganz zu Beginn gibt es einen Dialog zwischen einer Figur (dich ich persönlich sehr liebe) und dem Tod, das ich als Sir Terry Pratchetts eigenes Gespräch mit ebendiesem halte. Die Tatsache, dass „Die Krone des Schäfers“ sein letztes Buch vor seinem (ein wenig mysteriösen) Tod war, spricht sehr dafür. Selbst während ich das hier schreibe, habe ich einen Kloß im Hals.
Ich empfehle für Einsteiger den Kombinationsband „Die Farben der Magie/ Das Licht der Fantasie“, seine ersten beiden Bücher. Natürlich ist es nicht notwendig, die Bände in der Reihenfolge ihrer Veröffentlichung zu lesen! Deshalb hier meine Top 5 der Scheibenwelt-Romane: